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Die 4 aktuellen Herausforderungen im Lebensmitteleinzelhandel

Die Ereignisse der letzten Zeit, seien es Pandemie, Einmarsch in die Ukraine oder Inflation, prägen auch den LEH. In diesem Blogbeitrag thematisieren wir die gegenwärtigen Herausforderungen für den Handel und zeigen, wie diesen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz entgegengewirkt werden kann.

Steigende Energie- und Lebensmittelpreise belasten den LEH

So enorm stieg der monatliche Verbraucherpreisindex für Strom und Erdgas innerhalb der letzten zwei Jahre in Deutschland an
Die Preise für Strom und Erdgas steigen seit letztem Jahr rasant

In einer Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) mit mehr als 900 Handelsunternehmen, gaben bereits 89% an, Auswirkungen des Krieges in Form von gestiegenen Waren- und Energiepreisen wahrzunehmen. Nennenswert ist an dieser Stelle, dass bei rund 50% noch laufende Energieverträge vorliegen, sodass mit einem neuen Energievertrag einhergehende Preiserhöhungen für den Großteil der Befragten erst in den nächsten Monaten fällig werden. Gleichzeitig berichtet fast jedes Achte der befragten Unternehmen von Komplikationen bei der Verlängerung seines Energievertrages, da Anbieter kaum ausreichend Energie zu wirtschaftlichen Bedingungen anbieten können. Somit warnt der HDE vor weiteren Belastungen sowie einer sich zuspitzenden wirtschaftlichen Lage. Darüber hinaus führen die Kämpfe in der Ukraine sowie erneute Lockdowns in Asien zu Störungen der Lieferketten und kurbeln die Inflation zusätzlich an. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurde im April 2022 im Vergleich zum Vormonat ein realer Umsatzrückgang von 7,7 % dokumentiert und damit seit 1994 der größte zwischenmonatliche Umsatzeinbruch. Ursächlich für diese Entwicklung seien die gestiegenen Lebensmittelpreise, welche sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,6% erhöht hatten.

Welche Produkte können in Zukunft knapp werden?

12% des weltweit produzierten Weizen stammt schätzungsweise aus der Ukraine. Aufgrund von Schwierigkeiten in der Auslieferung aus der Ukraine hingen dort im Juni über 20 Millionen Tonnen des Getreides fest, die eigentlich für den Export bestimmt waren. Zusätzlich wurden als Antwort auf Corona große chinesische Häfen geschlossen, sodass sich weltweite Lieferprobleme weiterhin zuspitzen. Gemäß dem Münchner Ifo-Institut behaupteten knapp über 80% der Einzelhändler im Mai nicht in der Lage zu sein, alle bestellten Waren liefern zu können. Laut der Vereinten Nationen handelt es sich um eine nie dagewesene Lebensmittelknappheit. Vor selbigem warnt auch die Ernährungsindustrie und prognostiziert bereits zuvor erwähnte Preissteigerungen von bis zu 20% im Segment der Milchprodukte sowie bis zu 30% für Backwaren in den nächsten Monaten. Grund dafür ist, dass sowohl die Ukraine als auch Russland zu den wichtigsten Exporteuren für Getreide, pflanzlichen Speiseölen sowie (Streich-)Fette zählen. Ebenso beziehen wir rund 80% unserer Senfsaaten von russischen Erzeugern. Neben diesen Produkten könnte zukünftig auch Parmesan in geringeren Mengen die Regale bestücken. Infolge einer Trockenperiode Italiens steht zu wenig Wasser für die dort gehaltenen Rinder zur Verfügung und lässt Pflanzen verdorren. Die Konsequenz ist eine verminderte Qualität der gewonnenen Milch, woraufhin diese das obligatorische Gütesiegel zur Parmesan-Produktion nicht erlangt. Nach Angaben des Konsortiums ist Deutschland als größter Abnehmer besonders betroffen.

Lebensmittelpreise führen zu Änderungen im Konsumentenverhalten

Preissteigerung verschiedener Nahrungsmittel seit dem letzten Jahr (Vergleich zwischen den Jahren 2021 und 2022)

Aufgrund der vorherrschenden Inflation, welche mit 7,9% so hoch ist, wie seit über 50 Jahren nicht mehr, stiegen die Lebensmittelpreise durchschnittlich um 12,7% an (Vergleich: Juni 2021 und 2021). Insbesondere die folgenden Produkte des täglichen Bedarfs waren von Erhöhungen betroffen:

  • Nudeln mit 19%
  • Mehle mit 28% und
  • Öle und Fette mit einer Preissteigerung von 53%.

In Anbetracht dieser Zahlen ist es kein Wunder, dass die Kaufkraft der Deutschen abnimmt. Dies bestätigt auch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), welche bezeugt, dass der Preis aktuell für 36% der Menschen das wichtigste Kaufkriterium darstellt. Im Rahmen einer idealo-Umfrage gaben sogar 89% der Befragten an, vor einem Kauf zu überlegen, ob sie ein bestimmtes Produkt wirklich benötigen würden. Gleichermaßen zeigte die Studie, dass 90% vermehrt auf Rabatte sowie Sonderangebote achten und sogar verschiedene Läden aufgesucht werden, um den geringsten Preis zahlen zu müssen. Gemäß dem GfK Consumer Index büßten Supermärkte demzufolge etwa 10% ihres Umsatzes ein. Doch nicht nur insgesamt wird weniger beziehungsweise preiswerter eingekauft, die herrschende Sparsamkeit betrifft einzelne Produktkategorien besonders. Der Konsum an Fleisch und Fisch sinkt, wobei im Bereich des täglichen Bedarfs auf günstigere Alternativen umgestiegen wird. Während Konsumenten auf Fisch verzichten oder diesen nur im Angebot kaufen, dokumentiert die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft eine drastische Reduktion des Fleischverzehrs. Mangels geringer Nachfrage für derartige Produkte wurden Schlachthöfe im ersten Quartal diesen Jahres dazu veranlasst 10% weniger Schweine und 14% weniger Rinder zu schlachten. Hieraus ergaben sich ein verminderter Konsum für Fleisch- und Wurstwaren von -8,2%, für frisches Obst oder Gemüse -8,5% und überdies -7% für Backwaren. Im Gegensatz dazu gewannen Eigenmarken an Beliebtheit und wuchsen innerhalb des ersten Quartals mit einem Anteil von fast 35% am Gesamtumsatz.

Konsumenten fordern mehr Nachhaltigkeit von Lebensmitteleinzelhändlern

Laut Erhebungen des Thünen-Instituts werden im deutschen LEH etwa 500.000 Tonnen an Lebensmitteln nicht verkauft, sondern landen im Müll. Gerade Produkte wie Brot- und Backwaren sowie Obst und Gemüse betrifft dies besonders, was sich auch auf Unternehmensseite bemerkbar macht: Verluste dieser Produktgruppen bedingen über 10% der derzeitigen Umsatzverluste. Insgesamt entsprechen genannte Abfallmengen einem jährlichen Warenwert von rund 1,2 Milliarden Euro. Zwar treffen bereits viele Unternehmen präventive Maßnahmen, jedoch reichen diese Investitionen aus Sicht vieler Kunden nicht aus. Anhand des gestiegenen Nachhaltigkeitsbewusstseins in den letzten Jahren wird es zukünftig für Unternehmen obligatorisch drastischere Mittel zu wählen, um das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen und diese zu binden. Dies zeigt eine Studie des Marktforschungsinstituts Capgemini in welcher nahezu 10.000 Personen aus aller Welt befragt wurden. Es konnte gezeigt werden, dass

  • 58% der Käufer mehr Geld bei Unternehmen ausgeben wollen, die aktiv Maßnahmen gegen Food Waste umsetzen
  • 83% der Verbraucher werben auch bei anderen Käufern für Unternehmen, die sich nachhaltig engagieren
  • 91% präferieren Marken und Einzelhändler, die Informationen über ihre Lebensmittelabfälle offenlegen.

Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch eine Studie von Too good to go und Danone, in welcher 83% der Deutschen angaben, dass es für sie wichtig sei, dass Lebensmitteleinzelhändler versuchen Food Waste zu vermeiden bzw. vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Angesichts dieser Forderungen gerät der Handel in eine Zwickmühle. Auf der einen Seite gilt es, als Teil der Lebensmittelkette einen verantwortungsvollen Umgang mit Nahrungsmitteln zu sichern sowie zu einer höheren Wertschätzung gegenüber diesen beizutragen. Andererseits fordern Verbraucher ein breit aufgestelltes Sortiment an frischen, einwandfreien Produkten während der gesamten Öffnungszeit. Hinzu kommt, dass gewisse Erzeugnisse, wie Backwaren, am nächsten Tag nicht mehr den gängigen Qualitätsstandards entsprechen und nicht mehr verkauft werden können. Daher besteht die anspruchsvollste Aufgabe zur Lösung des Problems darin, die Bestellmenge so bedarfsgenau wie möglich zu gestalten. Auch Markus Mosa, der Vorstandsvorsitzende der EDEKA-Zentrale, begrüßt einen umsichtigeren Wareneinsatz. Dies sei seiner Meinung nach nicht nur im Sinne der Umwelt und Gesellschaft zu begrüßen, sondern ebenfalls um Lieferketten und im Zuge dessen eine langfristige Versorgung der Märkte zu garantieren.

So unterstützt KI bei den Herausforderungen

Die Software von DD bietet Möglichkeiten, um den Herausforderungen im LEH zu begegnen und zu Kosteneinsparungen sowie erhöhter Effizienz beizutragen. Der KI gelingt es durch die Nutzung aller verfügbarer Datenpunkte, akkurate Absatzprognosen und Produktionsvorschläge vorauszubestimmen und so den Wareneinsatz exakt zu planen. So kann eine Reduktion der Lebensmittelabfälle von einem Drittel erreicht und damit ein Teil der gestiegenen Energie- und Lieferantenpreise kompensiert werden. Neben den Absatzprognosen verhilft der Intelligente Tagesplaner anhand granular terminierter Produktionsaufgaben dazu, dass Produkte immer in der benötigten Menge zur Verfügung stehen. Dies garantiert Kunden bestmögliche Frische und steigert den Umsatz, ohne dass es zu Überproduktion oder Ausverkäufen kommt. Die Dokumentation der Lebensmittelabfälle im Food Waste Monitoring legt Potentiale für weitere Maßnahmen zur Reduktion der Abfälle offen. Diese und weitere gesammelte Kennzahlen, wie eingesparte CO2-Emissionen oder gerettete Mahlzeiten, bleiben mit dem Dashboard im Blick. Diese können zusätzlich zur Kommunikation mit den Kund*innen oder als Bestandteil des Nachhaltigkeitsreports außenwirksam genutzt werden, um das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen, diese zu binden und das Unternehmensimage zu verbessern.

Möchten auch Sie Kosten einsparen, die Kundenzufriedenheit steigern und zu mehr Nachhaltigkeit beitragen?

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Abgehakt

Mehr Gewinn.

Abgehakt

Weniger Food Waste.

Abgehakt

Mehr Zeit für Kunden.